Holz ABC

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Kirschbaum (europäisch)

Kurzzeichen DIN EN 13556 PRAV
Botanische Bezeichnung Prunus avium (Rosaceae)
Verbreitung Europa, Mittlerer Osten
Weitere Handelsnamen merisier (FR); ciliegio (IT); cerzo (ES); cherry, gean (GB)

Kurzbeschreibung

Der Kirschbaum gehört botanisch der artenreichen Gattung Prunus aus der Familie der Rosaceae an. Holzwirtschaftlich genutzt und in Europa gehandelt werden vor allem zwei Arten, die sich optisch wie auch in den Kennwerten sehr ähneln: europäischer Kirschbaum (P. avium) auch Vogelkirsche oder Wildkirsche genannt und amerikanische Kirschbaum (P. serotina), im Handel black cherry bezeichnet. Als klassisches Ausstattungsholz mit guten technischen Eigenschaften, feiner Struktur und einer rotbraunen Mahagoni-ähnlichen Farbe, zählt Kirschholz zu den wertvollsten Hölzern für Möbel und den hochwertigen Innenausbau. Die große Nachfrage nach Kirschbaum kann durch die europäischen Sortimente mit vergleichsweise geringen Stammdimensionen nicht erfüllt werden, sodass das aktuelle Handelssortiment großteils aus dem besser dimensionierten amerikanischem Kirschbaum besteht.

Stammform

Zylindrisch und gradschaftig; im Wald gewachsen bis 8 m astfrei und mit Durchmessern bis 0,7 m, meist um 0,4 m.

Farbe und Struktur

Der Splint der Kirschbäume ist weißlich bis gelblichgrau und 2,5 bis 5 cm breit. Das frische Kernholz ist zunächst gelblich oder hell-rötlichbraun mitunter grünlich. Unter Lichteinfluss und Einwirkung von Luftsauerstoff dunkelt das Kernholz schnell zu einem goldenen Rotbraun nach. Die Amerikanische Kirsche bildet meist eine noch dunklere, gleichmäßigere Farbe aus. Die Poren sind fein. Zuwachszonen werden durch die größeren Frühholzporen markiert (halbringporiges Holz), welche zudem feine Fladern (tangential) und Streifer (radial) auf den Längsflächen bilden. Kleine Spiegel, erzeugt durch die Holzstrahlen, beleben die Radialflächen. Sogenannte Gums sind rotbraune bis fast schwarze Einlagerungen von Inhaltsstoffen, die vereinzelt bis häufig auf den Längsflächen als feine Fladern oder Striche vorkommen.

Gesamtcharakter

Rotbraunes Holz mit harmonisch feiner Struktur und matt glänzender Oberfl äche.

Abweichungen

Vereinzelt treten in Splintnähe im Kernholz gräuliche Streifen auf.

Handelsformen

Schnittholz, überwiegend unbesäumt und 20 bis 40 mm stark; Furniere, gemessert (Blume oder Streifer)

Gewicht frisch 800–900 kg/m³
Rohdichte lufttrocken (12-15% u) 0,52–0,60–0,70 g/cm³
Druckfestigkeit u12-15 44–55 N/mm²
Biegefestigkeit u12-15 83–110 N/mm²
Elastizitätsmodul (Biegung) u12-15 9 500–11 000 N/mm²
Härte (JANKA) ⊥, umgerechnet 6,7–7,6 kN
Härte (BRINELL) ⊥ zur Faser u12-15 28–31 N/mm²
Trocknungsschwindmaß (radial) ≈ 3,5 %
Trocknungsschwindmaß (tangential) ≈ 6,5 %
Differentielles Schwindmass (radial) 0,16–0,18 %
Differentielles Schwindmass (tangential) 0,26–0,33 %
pH-Wert ≈ 4,5
Natürliche Dauerhaftigkeit (DIN-EN 350-2) 3 (P. serotina), 4 (P. avium)

Bearbeitbarkeit

Die meist gleichmäßige feine Struktur der Kirsche ermöglicht eine sehr leichte Bearbeitung mit allen Werkzeugen. Glatte Oberflächen und saubere Kanten sind einfach herzustellen. Mit allen gängigen Oberflächenbehandlungsmitteln lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Das Holz ist gut zu messern, zu dämpfen und zu biegen. Es eignet sich darüber hinaus gut zum Drechseln.

Trocknung

Die Kirsche lässt sich in der Regel gut trocknen. Kleine Querschnitte neigen zum Werfen, große zu Hirnrissen.

Natürliche Dauerhaftigkeit

Die natürliche Dauerhaftigkeit der Kirschhölzer entspricht den Klassen 3 = mäßig dauerhaft (P. serotina) und 4 = wenig dauerhaft (P. avium) nach DIN EN 350 (dort nicht aufgeführt).

Verwendungsbereiche

Kirschholz wird wegen seines edlen und dekorativen Charakters vornehmlich im hochwertigen Innenausbau verwendet. Als Furnier oder massiv wird es zu Möbeln, Parkett, Decken- und Wandbekleidungen, sowie als Drechslerholz und zu Schmuckartikeln verarbeitet.

Austauschhölzer

Zum Austausch für Kirsche eignen sich Indian Birch (Betula alnoides) und farblich angepasst auch gut Red Alder, Lenga, Aningre oder Rauli.

Anmerkungen

Durch die Behandlung mit alkalischen Reagenzien kann eine Rotfärbung hin zum Altersfarbton erreicht werden. Eisen, Kupfer und Messing verursachen in Verbindung mit Wasser graublaue Verfärbungen.

Literatur

Gottwald, H. 1959: Handelshölzer. Ferdinand Holzmann Verlag, Hamburg. 256 S

Richter, H.G., Oelker, M., Kraemer, G. 2002. macroHOLZdata – Computer-gestützte makroskopische Holzartenbestimmung sowie Informationen zu Eigenschaften und Verwendung von Nutzhölzern. CD-ROM, Holzfachschule Bad Wildungen, Eigenverlag

Sell, J. 1989: Eigenschaften und Kenngrößen von Holzarten. Lignum, Baufachverlag AG Zürich, 87 S.

Quelle: GD Holz