Holz ABC

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Birnbaum

Kurzzeichen DIN EN 13556 PYCM
Botanische Bezeichnung Pyrus communis, Familie Rosaceae
Verbreitung Europa (ausgenommen Nordeuropa), Nordafrika, Westasien über Persien und den Himalaya bis nach Ostasien und Japan
Weitere Handelsnamen Holzbirnbaum, Wildbirnbaum, Schweizer Birnbaum (DE), poirier (FR), pear (GB), pera, perastro (IT), peren (NL), pereira (PT), peral (ES), körte (HU), grusza (PL)

Kurzbeschreibung

Der Birnbaum ist eine der ältesten europäischen Kulturpflanzen, vornehmlich wegen der schmackhaften Früchte, die im Verlauf der letzten zwei Jahrtausende zu großer züchterischer Vielfalt entwickelt wurden. Heute zählt Birnbaum mit Ahorn, Esche, Hainbuche, Kirsche und Nussbaum zu jenen wirtschaftlich bedeutenden einheimischen Nutzhölzern, die in so geringen Mengen anfallen, dass der Bedarf i. d. R. nicht gedeckt werden kann. Das auf dem deutschen Markt angebotene Holz rekrutiert sich im Wesentlichen aus Obstkulturen, die wegen Überalterung und/oder mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben werden. Die besser dimensionierte Wildbirne aus Laubmischwäldern hat nur noch einen geringen Anteil am Gesamtaufkommen. Der in den vergangenen Jahren stark zunehmende Trend zu einheimischen Hölzern bzw. zu solchen aus gemäßigten Klimazonen hat die andauernde Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage gerade bei Birnbaum besonders deutlich werden lassen. Um vor allem den großen Bedarf an Hölzern in Furnierqualität im Ausstattungssektor decken zu können, werden zunehmend ähnliche Hölzer wie die verwandte Elsbeere sowie einige Ahorn- und Birkenarten verarbeitet.

Farbe und Struktur

Von gleichmäßig heller, gelblich bis rötlich brauner Farbe, unter Lichteinfluss nachdunkelnd; Splint und Kern im trockenen Zustand farblich nicht unterschieden (Reifholzbaum); bei älteren Bäumen oft mit fakultativer Kernbildung von braunvioletter Färbung und unregelmäßiger Form. Gefäße sehr klein und annähernd gleichmäßig über den Querschnitt verteilt, ebenso wie die kleinen und zahlreichen Holzstrahlen nur mit der Lupe zu erkennen, das Holzbild nicht wesentlich beeinflussend. Zuwachszonengrenzen unterschiedlich deutlich, meist durch ein schmales und nur unscharf begrenztes, dunkleres Spätholz markiert, das auf tangentialen wie radialen Oberflächen eine leichte optische Belebung bewirkt. Unregelmäßiger, gelegentlich auch welliger Faserverlauf führen durch betonte Licht/Schatteneffekte zu einer attraktiven, geflammten oder geriegelten Maserung. Der Geruch des Holzes ist nur im frischen Zustand leicht süßlich.

Gesamtcharakter

Farblich wie strukturell sehr homogenes, meist schlichtes Holz von mittlerer Härte und hoher Oberflächendichte, teilweise mit besonderer Maserung.

Rohdichte lufttrocken (12-15% u) 0,68–0,76 g/cm³
Druckfestigkeit u12-15 46–54–60 N/mm²
Biegefestigkeit u12-15 74–83–98 N/mm²
Elastizitätsmodul (Biegung) u12-15 7 500–7 800–8 500 N/mm²
Bruchschlagbarkeit
Härte (JANKA) ⊥, umgerechnet 7,4–7,9 kN
Härte (BRINELL) ⊥ zur Faser u12-15 30–32 N/mm²
Trocknungsschwindmaß (radial) 1,0–1,2 %
Trocknungsschwindmaß (tangential) 2,2–2,5 %
Differentielles Schwindmass (radial) 0,14–0,16 %
Differentielles Schwindmass (tangential) 0,30–0,36 %
pH-Wert 4,8 (schwach sauer)
Natürliche Dauerhaftigkeit (DIN-EN 350-2) Klasse 4–5

Oberflächenbehandlung

Das trockene Holz kann mit allen Präparaten nach jeder Methode behandelt werden, wenn die Mittel eine der gleichmäßig dichten Oberfläche angepasste Fließfähigkeit bzw. Konzentration aufweisen. Um die natürliche oder durch Dämpfen intensivierte Farbe sowie die dezente Maserung zu betonen, werden allgemein klare Mittel für die Oberflächenbehandlung vorgezogen wie zum Beispiel farblose Lasuren, Mattierungen, Klarwachse, naturbelassene Öle oder transparente Lacke. Massivholz lässt sich auch gut durchfärben, zum Beispiel um das Ebenholz schwarzer Klaviertasten oder Griffbrettern von Gitarren zu imitieren.

Bearbeitbarkeit

Birnbaum ist ein mäßig schweres Holz mit entsprechenden Festigkeitseigenschaften, die jedoch deutlich unter denen der im Gewicht vergleichbaren Buche und Eiche liegen. Das Holz ist von sehr feiner Textur, zäh und schwer spaltbar, sowie gedämpft ziemlich gut biegbar. Es ist mit allen Hand- und Maschinenwerkzeugen sehr gut zu bearbeiten und, dank seiner gleichmäßigen Struktur, besonders gut zu fräsen, drechseln und schnitzen. Längs- und Hirnflächen, Kanten sowie Passgenauigkeit sind i. d. R. von hoher Qualität, ebenso wie geleimte und geschraubte Verbindungen. Nach entsprechender Vorbehandlung durch Dämpfen ist das Holz sehr gut messerbar. Durch das Dämpfen werden Spannungen im Holz abgebaut und die Holzfarbe gewinnt an Tiefe und Intensität, so dass auch zu Schnittholz verarbeiteter Birnbaum vor der Trocknung meist gedämpft wird.

Trocknung

Das mäßig bis stark schwindende Holz neigt beim Trocknen zum Verformen und zu Rissbildung, was eine sehr sorgfältige Stapelung und Trocknungsführung erfordert. Zudem besteht die Gefahr des Verstockens mit stark entwertenden Grauverfärbungen. Stehvermögen und Formbeständigkeit des trockenen Holzes sind jedoch gut.

Natürliche Dauerhaftigkeit

Birnbaum ist nicht oder nur mäßig dauerhaft gegen Pilzbefall, unabhängig ob im Naturzustand oder gedämpft.

Verwendungsbereiche

Neben Kirschbaum und Nussbaum gehörte Birnbaum zu den gesuchtesten einheimischen Hölzern in der Möbeltischlerei, zumeist als Furnier, seltener auch als Massivholz. Wegen der mittlerweile sehr begrenzten Verfügbarkeit gut dimensionierter Stämme, ist die Verwendung von Birnbaum jedoch auf besonders wertvolle, handwerklich gefertigte Möbel beschränkt. Auch aus der Fertigung von Zeichen- und Messgeräten, einer früheren Spezialanwendung, ist Birnbaum weitgehend durch andere Materialien verdrängt worden. Einen festen Platz hat das Holz nach wie vor im Musikinstrumentenbau, überwiegend für Blockflöten (Schul- und Soloinstrumente). Auch im Kunsthandwerk ist Birnbaum noch ein geschätztes Holz für Drechselarbeiten, Schmuckwaren und Spiele.

Anmerkungen

Eisenmetalle bewirken auf feuchtem Holz schwache, graue Verfärbungen, sodass bei entsprechender Verwendung korrosionsfreie Befestigungsmittel erforderlich sind.

Literatur

Sell, 1997. Eigenschaften und Kenngrößen von Holzarten. Baufachverlag Lignum, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft 1997, 4. Auflage

Dietrichs, H.H. 1978. Holzkunde, Chemisch-technologische Merkblätter. Bau + Möbelschreiner, Konradin Verlag Stuttgart

Grosser D. 1998. Einheimische Nutzhölzer (Loseblattsammlung). Blatt 10 (Ahorn); Blatt 25a (Birnbaum); Blatt 22 (Elsbeere). CMA, Absatzförderungsfonds der deutschen Forstwirtschaft, Bonn

Kučera, J. & B. Gfeller 1994: Einheimische und fremdländische Nutzhölzer. Eigenverlag, Zürich und Biel

Russian Birch Lumber (o.J.). www.russianbirchlumber.com

Quelle: GD Holz